... Das Freie Landestheater Bayern brachte den Klassiker "Don Giovanni" volksnah und mit lokalen Bezügen auf die Bühne. Von der hervorragenden Besetzung bis zum ausdrucksstarken Orchester war es eine erfolgreiche Premiere im Waitzinger Keller.
... Mit Andreas Nagler war die Titelrolle hervorragend besetzt. Allein optisch war der Bariton die Idealbesetzung. Und schauspielerisch brachte er den Unsympathen fulminant auf die Bühne... So sehr, dass man ihm Leporellos - wunderbar zerrissen dargestellt von Bass Raphael Sigling - Auflistung seiner multilingualen Eroberungen ohne weiteres abnahm... Er war so überzeugend, dass die Zuschauer selbst am Ende, als Don Giovanni gradnios effektvoll ... zur Hölle fährt, keinerlei Mitleid empfand...
Dafür lagen die Sympathien von Anfang an bei den Frauen: bei Elisabeth Rauch als verführerische Donna Anna... Bei der geprellten und verlassenen ... Verlobten Donna Elvira (Maria Helgath) und der gar nicht so naiven Zerlina. Sopranistin Nicole Tschaikin sang diesen Part überragend, grandios und mitreißend. ... Tenor Stephan Lin beeindruckte stimmlich und spielerisch ... Rauch, Helgath und Lin ergaben zusammen eine starke Kraft, die weibliche Stimme der Ethik und Gerechtigkeit.
Durch ihr pointiertes Spiel verliehen die Sänger ihren Rollen zusätzliche Tiefe. ... wie Zerlina/Tschaikin sich mit ihrem Verlobten, dem hölzernen Masetto - perfekt besetzt mit Philipp Gaiser -, nicht nur versöhnt, sondern ... verführt. Auch die Kostüme von Anne Hebbeker spielen ... eine erklärende Hauptrolle. So subtil Farbe und Form gewählt sind, die Kostüme, die von zwei Gewandmeisterinnen - Christl Gebhardt und Marianne Herkenrath - umgesetzt wurden, sprechen Bände...
Dass die ganze Handlung vor einer immerwährenden mediterranen Naturlandschaft, mobilen Stadtkulissen, aber auf einem gigantischen gefallenen, feuerroten Kreuz, ersonnen von Bühnenbauer Christian Kern, stattfindet, gibt der Inszenierung zusätzlich Ausdruck, der lange in Erinnerung bleiben dürfte...
Die Ausdruckskraft ...aber liegt in der sensationellen Leistung des Orchesters, die das Premierenpublikum ... fulminant durch alle Emotionslagen nicht nur der Mozart'schen Literatur, sondern des Empfindens des großen Komponisten führte. Chapeau dafür! Aber auch für das ganze volksnahe Gesamtkunstwerk.