1. Bild. Daheim
Hänsel und Gretel vertreiben sich die Zeit mit lustigen Liedern, „Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh“, und Tänzen, „Brüderchen, komm, tanz mit mir“, anstatt zu stricken und Besen zu binden. Die Mutter jagt die Faulenzer daher in den Wald, Beeren zu suchen. Erschöpft und hungrig schläft die Mutter, über den Tisch gebeugt, ein.
Leicht angeheitert kehrt der Besenbinder heim. Er hat seine Besen gut verkaufen können und bringt nun leckere Dinge zum Essen mit.
Erschrocken hört der Vater, dass die Mutter die Kinder in den Wald geschickt hat, wo doch die alte Hexe ihr Unwesen treibt. Verzweifelt stürzt die Mutter davon, die Kinder zu suchen; seine Kümmelflasche ergreifend, eilt der Vater ihr nach.
2. Bild. Im Walde
Während Gretel ein Kränzlein bindet und dazu vor sich hin singt: „Ein Männlein steht im Walde“, sucht Hänsel Erdbeeren. Der Kuckuck ruft, die Kinder wiederholen seinen Ruf, stecken sich gegenseitig Erdbeeren in den Mund. Schließlich essen sie den ganzen Korb leer. Es ist allmählich dunkel geworden. Gretel fürchtet sich. Hänsel sucht sie zu beruhigen, aber auch ihn beschleicht die Angst. Die Rufe der Kinder verhallen im Echo. Das Sandmännchen kommt und streut ihnen Schlaf in die Augen. Müde kauern die Kinder nieder, falten die Hände, singen den Abendsegen und schlafen ein. Vierzehn Engel, so wie sie es in ihrem Abendgebet gesungen haben, steigen hernieder und stellen sich schätzend um die Kinder.
3. Bild. Das Knusperhäuschen
Der Morgen bricht an. Taumännchen kommt und weckt die Kinder. Fröhlich begrüßen sie den Morgen und erzählen sich ihre Träume. Wie gebannt bleiben Hänsel und Gretel stehen, als sie das Knusperhäuschen bemerken. Schließlich können sie doch nicht widerstehen und brechen ein Stück Kuchen ab. Die Hexe schleicht aus dem Haus und wirft Hänsel einen Strick um den Hals. Mit süßen Reden erzählt sie den Kindern, wie lieb sie sie habe. Hänsel vermag sich unterdessen von der Schlinge befreien und will mit Gretel davonlaufen. Aber mit dem Zauberstab werden die Kinder gebannt und können sich nicht bewegen. Hänsel wird in einen Stall gesperrt, um gemästet zu werden. Gretel soll sich im Haus nützlich machen. Die Hexe heizt den Ofen an und reitet dann mit unheimlicher Ausgelassenheit auf ihrem Besen. Gretel soll in den Backofen gucken und nach dem Feuer sehen. Sie stellt sich dabei so ungeschickt, dass die Hexe ihr vormachen muss, wie man den Kopf in die breite Ofentür hineinstecken soll. Gretel und der inzwischen aus dem Stall entflohene Hänsel geben der Hexe dabei einen so tüchtigen Stoß, schieben sie in den Ofen und schlagen die Tür hinter ihr zu. Die Kinder tanzen und singen vor Freude. Der Ofen birst donnernd auseinander. Mit dem Zauberstab werden die Lebkuchenkinder entzaubert und vereinen sich nun mit Hänsel und Gretel zu einem fröhlichen Reigen. Da kommen die Eltern hinzu und nehmen an der allgemeinen Freude teil. Inzwischen haben die Kinder die Hexe im Ofen gefunden, die nun selbst zu Lebkuchen geworden ist. Ernst verweist der Vater auf des Himmels Strafgericht, das sich hier offenbart, und zu den feierlichen Klängen des Abendsegens stimmen alle in die Worte ein: „Wenn die Not aufs höchste steigt, Gott der Herr die Hand uns reicht.“