Die Dreigroschenoper

Von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik)
Unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann

Premiere am 29. März 2025 im Waitzinger Keller, Miesbach.

Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht.

Mit dieser Moritat, die weltweit auch außerhalb des Theaters als Einzeltitel durch Schlagerstars, Jazzsänger und Chansoniers populär wurde, beginnt eines der markantesten Theaterstücke des 20. Jahrhunderts. Als Bertold Brecht mit Elisabeth Hauptmann 1928 den Text als Adaption der barocken Londoner „Beggars Opera“ von John Gay verfasste konnte er wohl kaum ahnen, dass ein Klassiker des epischen Theaters entsteht, der sich dauerhaft in den Spielplänen durchsetzen würde.
Die Geschichte von Macheath, dem skrupellosen Chef einer Londoner Gaunerbande, begreift sich als distanzierte Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft samt Halb- und Unterwelt, in der jeder Beteiligte vom Chef eines Bettlerkonzerns bis zum Polizeichef zum eigenen Vorteil handelt. Geschäft und Trieb sind die treibende Kraft.
Maximalen Anteil am Erfolg der Dreigroschenoper - die natürlich keine Oper ist - hat die geniale Musik von Kurt Weill mit ihren eingängigen Melodien, ihrer erfrischenden Rhythmik und ihrer speziellen Emotionalität. Freuen Sie sich auf viele berühmte Songs: Seeräuber-Jenny, Kanonensong, Anstatt-dass-Song, Ballade von der sexuellen Hörigkeit.
Das Freie Landestheater Bayern präsentiert die Dreigroschenoper in der 43. Spielzeit zum dritten Mal in einer Neuinszenierung.

Inhalt

Die Zeiten sind schlecht und die Armut wird zum Wirtschaftsfaktor. Das Mitleid mit den Armen hat Jonathan Jeremiah Peachum zum Geschäftsmodell gemacht. Sein Unternehmen „Bettlers Freund“ vergibt Lizenzen an professionelle Almoseneintreiber, die er in verschiedenen Kategorien als Bettler ausstattet.

Seine Tochter Polly entzieht sich dem Diktat ihres Vaters und heiratet den Verbrecher Macheath. Er ist Chef eines Gangstersyndikats und Gegenspieler ihres Vaters. Als prominenter Ehrengast der geheimen Hochzeit ist neben Pastor Kimball der Polizeichef Brown (genannt „Tiger“ Brown) eingeladen. Mit Macheath verbindet ihn eine gemeinsame Kriegsvergangenheit als Soldaten.

Das Ehepaar Peachum schäumt vor Wut, als es von Pollys Heirat erfährt. Eine Intrige soll helfen Macheath loszuwerden und die Tochter samt Heiratsgut dem elterlichen Unternehmen als attraktiven Geschäftsfaktor zurückzugewinnen. Diese Rechnung machen sie jedoch ohne Polly.

Polly warnt Macheath: Ihr Vater drohe dem Polizeichef Brown mit einer Groß-Demo auf den Straßen von London. Brown würde ihn nicht mehr lange decken können. Macheath erteilt Polly die Prokura für sein Syndikat.

Macheath befolgt Pollys Rat und flüchtet. Seinen traditionellen „Donnerstagstermin“ bei den Huren von Turnbridge will er aber unbedingt noch wahrzunehmen. Mrs. Peachum hat die Hure Jenny bestochen. Jenny informiert Polizei über Macheaths Aufenthalt in Turnbridge. Macheath wird festgenommen.

Browns Tochter Lucy besucht Macheath in seiner Zelle. Macheath hatte ihr ebenfalls die Ehe versprochen. Sie macht ihm Vorwürfe wegen Polly. In Pollys Anwesenheit leugnet er diese Ehe. Es kommt zum heftigen Streit zwischen den beiden Frauen. Mrs. Peachum beendet das Gezeter, indem sie ihre Tochter Polly aus dem Gefängnis zerrt. Lucy verhilft Macheath zur Flucht.

Polly erweist sich als sehr geschäftstüchtig. Brown und Peachum treffen im leeren Gefängnis aufeinander. Peachum wiederholt seine Drohung: Sollte Brown weiterhin die Hinrichtung Macheaths hintertreiben, würde er, Peachum, die anstehenden Krönungsfeierlichkeiten der jungen Königin mit seinen Bettlern sabotieren und den Polizeichef damit blamieren.

Die Hure Jenny verlangt von Mrs. Peachum den Lohn für ihren Verrat. Diese verweigert jedoch die Bezahlung, weil Macheath aus dem Gefängnis geflüchtet sei. Erneut verrät Jenny den nächsten Aufenthalt von Macheath bei den Huren.

Um Unruhen während der Feierlichkeiten zu verhindern, soll Peachum samt Personal festgenommen werden. Peachum macht dem Polizeichef jedoch klar, dass  die „Ärmsten der Armen“ für ihn arbeiten und ihm somit eine unüberschaubare Zahl an Bettlern für Störaktionen zur Verfügung stehen. Brown knickt ein. Seine Position steht auf dem Spiel. Die neuerliche Erpressung führt zur Festnahme von Macheath. Ihm droht die Todesstrafe.

Mrs. Peachum bringt Polly Witwenkleider. Macheaths Versuche, sich im Gefängnis gewisse Hafterleichterungen zu erkaufen, scheitern, da niemand von seiner alten Gefolgschaft mehr für ihn eintritt. Es folgt eine letzte Konfrontation mit Brown.

Kurz vor der Hinrichtung von Macheath geschieht das Unfassbare: Der reitende Bote überbringt zur Verblüffung der versammelten Gesellschaft die schriftliche Begnadigung von Macheath. Mehr noch: Er wird in den erblichen Adelsstand erhoben, eine großzügige Pension wird ihm zuerkannt und er erhält ein Schloss als Residenz.

Inhalt in leichter Sprache

Die „Dreigroschenoper“ von Bert Brecht

Der Text zu diesem Theaterstück wurde 1928 von Bertolt Brecht und seiner Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann geschrieben. Die Handlung spielt in London, der Hauptstadt des Königreichs England. Es ist eine erfundene Geschichte. Sie spielt vor hundert Jahren. London war damals schon eine riesige Großstadt. Es lebten dort viele arme Menschen, die am Rand der Gesellschaft standen. Und es gab Räuberbanden und gewissenlose Geschäftemacher, die Polizisten mit Geld bestochen haben, damit sie bei Verbrechen weg sehen und  nicht eingreifen.

Die pfiffige Musik zum Stück hat Kurt Weill komponiert.

Die Personen in der Geschichte:

Mackie Messer, Chef einer Gangsterbande
Jonathan J. Peachum, Besitzer einer Bettlerfirma und seine Frau Celia
Polly Peachum, seine Tochter
Brown, Polizeichef von London, befreundet mit Mackie Messer seit ihrer Militärzeit
Lucy Brown, seine Tochter
Jenny, Molly, Huren in einer Spelunke

Die Handlung:

Der „Bettlerkönig“ Peachum gibt Männern und Frauen eine Verkleidung als Bettler und schickt sie auf die Straßen in London. Das erbettelte Geld müssen sie bei ihm abliefern. Nur sehr wenig dürfen sie für sich behalten.

Peachums Tochter Polly heiratet heimlich den Gangsterboss Mackie Messer. Auch der Polizeichef ist eingeladen, auch Pastor Kimball. Die Eltern von Polly sind mit ihrer Heirat nicht einverstanden.

Die Hure Jenny verrät Mackie an die Polizei und dieser muss ins Gefängnis. Dort trifft Polly auf Lucy. Ihr hatte Mackie die Ehe versprochen. Die beiden Frauen streiten heftig miteinander. Lucy verhilft Mackie zur Flucht aus dem Gefängnis.

Peachum will mit einem großen Bettleraufmarsch den Krönungszug der Königin stören. Der Polizeichef lässt Mackie wieder verhaften. Diesmal hilft ihm niemand. Polly und Lucy trauern gemeinsam um Mackie.

Mackie wird zum Tode verurteilt – aber im letzten Moment erscheint der Polizeichef als reitender Bote. Er überbringt von der Königin die Botschaft: Mackie Messer wurde begnadigt. Wie im Märchen erhält er ein Schloss und den Adelstitel „Lord“.

Es bleibt das Geheimnis der Autoren, warum ausgerechnet der schlimmste Gangster am Ende belohnt wird. Darüber kann man nachdenken.

Wissenswertes zum Stück und seiner Entstehung

Die „Dreigroschenoper“ wurde 1928 in Berlin anlässlich der Wiedereröffnung des Theaters am Schiffbauerdamm unter donnerndem Applaus uraufgeführt. Das berühmte Zitat „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“ hatte exakt den Nerv der Zeit getroffen. Das Stück wurde in 18 Sprachen übersetzt und erreichte bis 1933 bereits ca. 10.000 Aufführungen in Europa. Nach dem politisch bedingten Aufführungsverbot von 1933 bis 1945 konnte sich die Erfolgsgeschichte ungebremst fortsetzen. Die „Dreigroschenoper“ entwickelte sich zum Top-Klassiker des Bühnenrepertoires mit hohen Aufführungszahlen.

Dem Autorenteam kamen bei der Suche nach einem guten Theaterstoff Sensationsnachrichten aus England zu Hilfe. 1920 wurden verloren geglaubte Manuskripte der „Beggar´s Opera“ („Bettleroper“) von 1728 wiederentdeckt. Der Fund galt als Sensation und das Stück wurde in kurzer Zeit ca. 1.500mal in London und darüber hinaus gespielt. Worum geht es in der „Beggar´s Opera“? Der englische Autor John Gay (1685-1732) hat eine Theater-Satire auf die schwülstige italienische Oper des in London hocherfolgreichen deutschen Komponisten Georg Friedrich Händel (1685-1759) verfasst. Es sollte quasi eine „Antioper“ für einfache Leute werden, aufgeführt in einfachen Verhältnissen und erschwinglich für jedermann. Der namhafte deutsche Musiker Johann Christoph Pepusch (1667-1752) schrieb in London die Musik dazu.

Als Inspirationsquelle soll die zeitgenössische Figur des Londoner Bandenchefs Jonathan Wild gedient haben. Er soll seine Truppe in zwei Abteilungen organisiert haben: die eine hat gestohlen und die andere hat das Raubgut den Eigentümern zum Wiedererwerb angeboten. 1725 wurde er trotz bester Beziehungen zur Polizei hingerichtet.

Von einer „Oper“ im herkömmlichen Sinn kann auch bei der „Dreigroschenoper“ keine Rede sein. Anlässlich eines Probenbesuchs der Uraufführungsproduktion in Berlin machte Lion Feuchtwanger den Vorschlag, den Titel der „Beggar´s Opera“ anzugleichen. Aus dem ursprünglich vorgesehenen Titel „Gesindel“ wurde so die „Dreigroschenoper“.

Elisabeth Hauptmann (1897-1973), eine Mitarbeiterin von Bertolt Brecht (1898-1956), hat 1926 das englische Original ins Deutsche übersetzt und Brecht vorgelegt. Beide erarbeiteten eine erste deutsche Textneufassung für die Berliner Produktion. Nach dem Stand der Forschung darf man heute annehmen, dass ca. 80 (!) Prozent der Texte auf Elisabeth Hauptmann zurückgehen. Im Vertrag über die Aufführungsrechte mit dem Verlag Felix Bloch Erben wurde ihr jedoch nur ein Sechstel der Tantiemen von Brecht zugestanden. Brecht hat sich ohne Angabe seiner Quellen auch an Texten anderer Autoren bedient. Angeblich stammen etwa fünf Prozent der Songtexte von Karl Anton Klammers (1879-1959) deutscher Übersetzung von Balladen von Francois Villon (1431-1463). 1929 wurde das Plagiat öffentlich. Brecht hatte eine nicht geringe Abschlagssumme zu leisten. Herr Klammer konnte sich davon angeblich einen Weinberg kaufen und eine eigene Marke mit dem ironischen Namen „Dreigroschenwein“ keltern. Mit Kurt Weill (1900-1950) hat sich das Team den richtigen Mann für die Musik ins Boot geholt, obwohl Weill in der Berliner Gesellschaft als Anhänger der Atonalität galt. Seine Musik wurde als „schräg“ angesehen und wenig geschätzt. Das hat sich mit der „Dreigroschenoper“ vermutlich schlagartig geändert. Der perfekte Mix aus Tango, Blues, Jazz, Gassenhauern und musikalischen Seitenhieben auf Oper und Operette gefiel dem großen Publikum. Die „Ballade von Mackie Messer“ ist sogar in verschiedensten Versionen zum Welthit aufgestiegen.

Auch Weill verwendet Musik von Kollegen. So stammt der „Kanonensong“ aus der Sammlung „Balladen aus dem Biwak“ von Rudyard Kipling (1911). Die Melodie des „Morgenchorals“ für Peachum ist ein Zitat aus der „Beggar´s Opera“ von J. C. Pepusch, der sie wiederum einem alten schottischen Volkslied entnommen hat.

Brecht und Weill verfolgten das Ziel der Entwicklung einer neuen Form des Musiktheaters. Brechts Idee des sog. epischen Theaters sollte auch in die Musik einbezogen werden. Der Zuschauer soll kein romantisches Illusionstheater erleben, soll sich nicht mit den Darstellern und ihren Rollen identifizieren, sondern durch Maßnahmen der Verfremdung auf maximale Distanz zum Bühnengeschehen gehalten, und dadurch zum Nachdenken gebracht werden. Dazu gehört das bewusste Heraustreten aus der Handlung in den Songs, neutrale Ansagen oder Tafeln mit Überschriften, einfache, karge und abstrakte Bühnendekorationen (vgl. Shakespeare) und kalte Figuren ohne Herz und Seele.

Beim Lesen des Textbuches – mit einem Abstand von über zwanzig Jahren zur letzten FLTB-Inszenierung – konnte ich es kaum fassen, wie aktuell sich dieses Stück präsentiert. Die Brutalität der Welt, die Spannungen unter den diversen Interessensgruppen, der weltweit zu beklagende Nichtfortschritt bei der Lösung der „sozialen Frage“ – alles findet hier seinen adäquaten Niederschlag. Aktueller geht´s nicht!

Rudolf Maier-Kleeblatt, Intendant FLTB

Besetzung und Produktionsteam

Regie

Rita-Lucia Schneider

Künstlerische Leitung

Rudolf Maier-Kleeblatt

Musikalische Einstudierung, Dirigat

Stefan Delanoff

Choreografie

Anja Straubhaar

Bühnenbild

Claudia Weinhart

Maske

Sabine Tanriyiöver

Kostüme

Anne Hebbeker

Licht

Wieland Müller-Haslinger

Theaterfotografie

Ludwig Olah

Protagonisten

Macheath, genannt Mackie Messer

Harald Wurmsdobler

Jonathan Peachum

Andreas Agler

Celia Peachum

Monika Lachenmeir

Polly Peachum

Nicole Tschaikin

Jenny

Maria Brunauer

Brown, Polizeichef

Robert Gregor Kühn

Lucy, seine Tochter

Verena Eckertz

Smith, Polizist

Andreas Haas

Pastor Kimbell

Rupert Ramsauer

Filch

Tony Kainz

Molly

Melanie Renz

Moritatensänger / Matthias

Philipp Gaiser

Trauerweiden-Walter

Mane Abholzer

Ede

Tamino Rötzer

Säge-Robert

Andreas Kochseder

Spieltermine

So27.Apr2025

16:00 Uhr | 170 min

Die Dreigroschenoper

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00498932089138

Garching, Bürgerhaus
Karten

Telefonnummer:
00498932089138

Telefon

Sa10.Mai2025

19:30 Uhr | 170 min

Die Dreigroschenoper

Komplett barrierefrei, induktive Höranlage
Beratung bei der Platzwahl durch die VVK oder der Stadthalle selbst
0049898949015

Germering, Stadthalle
Karten

Telefonnummer:
0049898949015

Telefon

Sa24.Mai2025

19:30 Uhr | 170 min

Die Dreigroschenoper

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004372422357040
vas@wels.gv.at

Wels (A), Stadttheater
Karten

Online

Di06.Jan2026

19:00 Uhr | 170 min

Die Dreigroschenoper

Rollstuhlplätze kostenfrei
00498312065555

Marktoberdorf, MODEON
Karten

Online

So25.Jan2026

17:00 Uhr | 170 min

Die Dreigroschenoper

Ticketermäßigung mit Behindertenausweis,
Rollstuhlplatz anmelden beim Kartenkauf unter
Tel. 0049802570000

Miesbach, Waitzinger Keller
Karten

E-Mail

Do12.Feb2026

20:00 Uhr | 170 min

Die Dreigroschenoper

Unterföhring, Bürgerhaus
Karten

Online

Sa21.Feb2026

19:00 Uhr | 170 min

Die Dreigroschenoper

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00498966555316

Unterhaching, Kubiz
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00498966555316

Telefon

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