Nicht mehr im Repertoire

Das Land des Lächelns

Romantische Operette in drei Akten von Franz Lehár (1870-1948)

Libretto von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda
nach einer Vorlage von Victor Léon

Das Freie Landestheater Bayern freut sich darauf, Ihnen zu seinem 40-jährigen Bestehen diese exotische Operette präsentieren zu dürfen.

Spielfassung von Julia Dippel und Rudolf Maier-Kleeblatt
Aufführung in deutscher Sprache mit Dialogen
Altersempfehlung ab 10 Jahren
Premiere am 12. März 2022
155 Minuten. Eine Pause nach ca. 55 Minuten

Nach der Uraufführung 1929 im Berliner Metropoltheater trat Lehárs jüngstes Werk sogleich seinen internationalen Siegeszug an. Der weltberühmte Tenor Richard Tauber hatte mit seiner neuesten Rolle als Sou-Chong wieder einmal die Operettenwelt verzaubert. „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Immer nur lächeln“ wurden zu Megahits im Opernformat, brillant instrumentiert und von großer Strahlkraft.

Inhalt

AKT I

Gräfin Lisa von Lichtenfels gehört zu den begehrtesten Heiratskandidatinnen in ganz Wien. Die junge Witwe denkt jedoch nicht daran, sich den gesellschaftlichen Konventionen zu beugen. So lehnt sie auch den Heiratsantrag ihres besten Freundes Gustl ab, obwohl dieser ein hochdekorierter Offizier ist. Stattdessen hat sie nur Augen für den chinesischen Prinzen Sou-Chong, der sich gerade auf einer diplomatischen Reise durch Wien befindet. Auch Sou-Chong hat sich in Lisa verliebt. Allerdings findet ihre Romanze ein scheinbar jähes Ende, als der chinesische Prinz zum Ministerpräsident seines Landes berufen wird und sofort in seine Heimat zurückkehren muss. Kurzentschlossen und zum Leidwesen ihres Vaters entscheidet sich Lisa, Sou-Chong zu heiraten und ihm nach China zu folgen.

AKT II

Während Sou-Chong in einer traditionellen Zeremonie der goldene Mantel des Herrschers verliehen wird, fühlt sich Lisa am chinesischen Hof zusehends wie ein Fremdkörper. Daran schuld ist vor allem Tschang, Familienoberhaupt und der Onkel des Prinzen. Er drängt seinen Neffen dazu, der Tradition entsprechend vier mandschurische Mädchen zur Frau zu nehmen – neben Lisa. Nach anfänglichem Protest muss sich der Sou-Chong seinem Onkel beugen. In der Zwischenzeit hat sich Gustl aus Sorge um Lisa nach China versetzen lassen. Bei seinem Antrittsbesuch im Palast trifft er auf Prinzessin Mi. Die Schwester des Prinzen hadert ihrerseits mit den strengen Sitten Chinas und findet in Gustl die perfekte Gelegenheit, um aus ihrem goldenen Käfig auszubrechen. Allerdings ist das flüchtige Stelldichein der beiden schnell vergessen, als Gustl Lisa endlich wiedersieht. Die alten Freunde haben viel zu bereden, zumal Gustl von den neuerlichen Heiratsplänen des Prinzen Wind bekommen hat. Lisa will das nicht wahrhaben und stellt Sou-Chong zur Rede. Obwohl der Prinz seine Liebe beteuert und die Hochzeit mit den vier Bräuten nur eine »bedeutungslose Zeremonie« nennt, kommt es zum Zerwürfnis. Lisa will den Palast verlassen, doch Sou-Chong verbietet ihr die Abreise und stellt sie unter Hausarrest.

AKT III

Lisa ist von Heimweh zerfressen und erträgt die Demütigung kaum, mit Sou-Chongs neuen Ehefrauen unter Aufsicht des Obereunuchen im Frauentrakt zusammenleben zu müssen. Zwar bemüht sich Prinzessin Mi um eine Versöhnung zwischen ihrer »weißen« Freundin und ihrem reumütigen Bruder, doch als Gustl in den Frauengemächern einbricht, um seine Freundin zurück nach Wien zu bringen, stimmt Lisa sofort zu. Mi, die ihr Herz an Gustl verloren hat, verhilft den beiden zur Flucht. Weit kommen sie nicht, denn Sou-Chong durchkreuzt ihre Pläne. Lisa bittet um Gnade und der Prinz erkennt, dass er »seine Lotosblume« nicht halten kann. Er gibt sie frei und bleibt mit einem traurigen Lächeln zurück.

Weitere Informationen zum Stück

Franz Lehár und seine Musik – Gedanken des künstlerischen Leiters des FLTB

Lehár wurde 1870 in der Slowakei als Sohn eines k. u. k. Militärkapellmeisters geboren. Sehr jung schon studierte er am Prager Konservatorium, u.a. bei Antonin Dvorak. Mit 18 Jahren arbeitete er einige Jahre lang als Geiger am Theater, dann als Militärkapellmeister in diversen Garnisonsstädten. Nach ersten Erfolgen als Komponist und Dirigent eigener Bühnenwerke zog er dauerhaft nach Bad Ischl. Er avancierte schnell zum Protagonisten der Wiener Operette, später auch der europäischen. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1905 mit seinem heute noch meistgespielten Werk „Die lustige Witwe“. Er starb 1948 in Bad Ischl, wo sein musikalischer Nachlass noch heute archiviert ist.

Lehárs Sympathien für Dramatik der Oper seiner Zeit fließt in den Folgejahren immer mehr in die musikalische Gestaltung seiner zahlreichen Operetten ein. Ende der Zwanzigerjahre entschließt er sich zur Neufassung seiner früheren Operette „Die gelbe Jacke“, der 1923 nur mäßiger Erfolg beschieden war, und erzielt 1929 mit „Das Land des Lächelns“  schließlich einen weiteren nachhaltigen Welterfolg. Großen Anteil daran hatte der berühmte  Tenor Richard Tauber – eigentlich ein Opernstar. Er übernahm die Partie des chinesischen Prinzen Sou-Chong mit dem Mega-Hit „Dein ist mein ganzes Herz“.

Asiatische Sujets haben in etlichen Werken dieser Epoche ihren Niederschlag gefunden. Man denke in der Oper an „Madame Butterfly“ und „Turandot“ oder auch an „Der Mikado“- eine sehr erfolgreiche Operette des englischen Komponisten Sullivan. Die Beschäftigung mit der Musik hochkarätiger, teils sogar befreundeter Kollegen wie Puccini, Debussy und Richard Strauss ist bei Lehár ohrenfällig. Im „Land des Lächelns“ ist seine gewissermaßen bipolare Musikdramaturgie schon weit fortgeschritten:

Einerseits gestaltet er raffinierte und ausgefeilte Klangwelten mit sehr speziellen Harmoniekombinationen und üppiger Instrumentierung, insbesondere in den opernhaften Finalnummern und den staatstragenden Szenen am chinesischen Hof. Andererseits geht er immer wieder zurück auf den schlichteren Kern der Wiener Operette.

Lehár zeigt sich als reifer Meister des leichten Operettenfachs, ob im gesungenen und getanzten „Swing“ des Wiener Walzers der Lanner-Strauß-Tradition, im Wiener-Lied-Stil der Lisa mit seiner speziellen Agogik und dem typischen Rubato-Volkston, im Salonton der ersten Begegnung Lisa/Sou-Chong oder in den pfiffigen Gesangs- und Tanznummern des Buffo-Paares Gustl/Mi.

Die besondere Herausforderung bei der klanglichen Gestaltung eines „chinesischen“ Stücks ist die Frage nach den musikalischen Mitteln. Die Verwendung „echter“ chinesischer Musik, etwa im Sinne der Peking-Oper ist weder ästhetisch noch unter den praktischen Gesichtspunkten der Realisierung mit einem westlichen Klangkörper sinnvoll. Lehárs Lösung ist durchaus reizvoll und wird mindestens als „exotisch“ wahrgenommen. Immerhin greift er drei wesentliche Elemente chinesischer Musiktradition auf, die es auch in der europäischen gibt: Einstimmigkeit, Quint- und Quartparallelen (Greg. Choral) und Pentatonik.

Von Puristen wird das Werk Lehárs gelegentlich als „überkünstelt“, „parfümierter Verismo“ oder „ausladender Seelenprunk“ kritisiert. Wie immer man es sehen mag: In jedem Fall steht es einer ambitionierten Bühne wie dem Freien Landestheater Bayern gut an, sich mit einem so namhaften Werk kreativ auseinander zu setzen, Stimmigkeit anzustreben und Freude an der Gestaltung einer Produktion zu entwickeln.

Besetzung und Produktionsteam

Musikalische und Künstlerische Leitung

Rudolf Maier-Kleeblatt

Regie

Julia Dippel

Choreographie

Anja Straubhaar

Bühnenbild

Caroline Neven Du Mont

Kostüme

Anne Hebbeker

Gewandmeisterin

Marianne Herkenrath

Maske

Sabine Tanriyiöver, Judith Pürschel

Licht

Wieland Müller-Haslinger

Theaterfotografie

Robert James Perkins

Spielzeit 2022/23

Lisa, Tochter des Grafen Lichtenfels

Isabel Blechschmidt

Prinz Sou-Chong

Stefano Hwang

Mi, Sou-Chong‘s Schwester

Laura Faig

Graf Gustav von Pottenstein

Andreas Fimm

Tschang, Sou-Chongs Onkel

Matthias Degen

Graf Ferdinand Lichtenfels

Matthias Degen

Lore, Graf Lichtenfels Nichte

Laura Faig

Obereunuch

Christophe Vetter

Szenenfotos

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